Meteora
Meteora 2009
Das UNESCO Weltkulturerbe 250 Kilometer südöstlich von Thessaloniki ist eines der schönsten Reiseziele in Europa. Wir machten dort Sightseeing, allerdings auf unsere Art.
Nachdem 2008 die erste Expedition ein voller Erfolg war, wussten wir, dass dort noch mehr Erstbegehungen zu holen sind!
Das Ergebnis des 2009er Trips:
8 neue Highlines und ein neues Projekt... Die ganze spannende Geschichte gibt's hier:
Welcome to Meteora
von Johannes Olszewski
Im Frühling 2009 ging es zum zweiten Mal nach Griechenland.
250 Kilometer südöstlich von Thessaloniki fanden wir unsere Träume wieder: Gigantische Felsmassive, auf denen um der skurrilen Optik dort noch eins draufzusetzen Mönche vor tausenden von Jahren ihre Klöster errichtet hatten:
Die Meteora Klöster!
Die Landschaft dort ist wie ein Märchen. Man muss sie live gesehen haben, um sie wirklich zu verstehen.
Das Ambiente ist an Schönheit kaum zu übertreffen. All die wunderbaren Pflanzen dort, die Schildkröten, die auf den Felstürmchen leben, Sonnenuntergänge, wie ich sie noch nie gesehen hatte, ganz eigentümliche Felsstrukturen, all das macht diesen Landstrich so anziehend und unglaublich faszinierend.
Meteora, da bin ich mir sicher, gehört zu den schönsten Flecken in Europa.
Solch eine Landschaft dann noch mit Klettern und Highlinen zu erkunden, ist für mich der einzige und wahre Sinn am Reisen.
Ich habe dort so viele lustige, gefährliche und vor allem prägende Situationen erlebt, die ich irgendwann sogar noch meinen Enkeln erzählen kann.
Das Meteora Gebiet diente übrigens auch als Kulisse für den James Bond Film „In tödlicher Mission“, der mich, als ich ihn im Jahre 2008 zum ersten Mal sah, auf die Idee brachte, genau dort Highlines zu spannen, wo Bond in der Schlussszene mit einem Helikopter gegen atomare Superwaffen kämpft.
Aber was sind überhaupt Highlines / Slacklines?
Das Balancieren auf einem 25mm breiten Band kommt ursprünglich aus dem legendärem „Camp 4“ im Yosemite Valley.
Als dort um 1980 an Regentagen Kletterer nichts zu tun hatten, wurden Seile zum Balancieren zweckentfremdet. Diese wurden dann zu Bändern weiterentwickelt.
Scott Balcom, einer dieser Pioniere, kam dann auf die Idee, das Balancieren auf Bändern am Lostarrow Spire auszuprobieren, 400m über dem Tal. Zum ersten Mal lief ein Mensch auf einem flexiblen Seil über einem Abgrund und erfand damit das Highlinen.
Hier das Video zu der Erstbegehung:
http://www.youtube.com/watch?v=c6RYJFz1tqI
Tausende haben sich dadurch von ihm inspirieren lassen.
Weiter gehts: Trip to Meteora
Der Kletterer, den es dort hin verschlägt, liebt ausgesetzte, wunderschöne und schlecht abgesicherte Mehrseillängentouren.
Und der Highliner? Der muss auch klettern, vor allem aber am Seil aufsteigen, viel Gepäck schleppen, und die Slacklines aufbauen,
was bei Felstürmchen, die mehr als 200m hoch sind, nicht gerade einfach ist.
Genau aus dem Grund hatte ich eine in Deutschland verbotene Armbrust dabei, um das Seil über den Abgrund zu schießen. Am Zoll ist Gott sei Dank alles gut gegangen, aber riskant war es trotzdem.
Nach den Erfahrungen des letzten Jahres, wollten wir nun eine Art „Highline Arco“ erschließen. Gut vorbereitet hatten Bernhard und ich vor, mindestens 3 neue Spots erstzubegehen.
Das Gepäck ist bei solchen Trips immer ein Problem, hier ein kleiner Überblick:
Persönliches Klettermaterial
• Klettergurt
• Helm
• Kletterschuhe
• Bergschuhe
• Schraubkarabiner --> anschreiben!
• Bandschlingen
• Abseilgerät (ATC, 8er..)
• Hand- und Bruststeigklemmen
• Trittschlinge
• Prusik
• Stirnlampe --> wichtig!
• ev. Magnesia
Klettermaterial und Zubehör
• 9x Express-Schlingen (Helmar)
• Grigri (Bernhard)
• Keilset à 9 Stück, aufsteigend von 1 bis 3,5cm (Helmar)
• Keilset alle größen Hannes
• 3 x Riesenfriend, 10x andere größen (Johannes)
• 70m Kletterseil (Anatolij)
• 60m Halbstatikseil (Bernhard)
• 70m Halbstatikseil (Janek)
• 2x 30m Halbstatikseil (Janek)
• 2x climbing rope (Janek)
• Kletterführer Meteora Band 2 von Hasse (Hannes, bzw. Bernhard)
• 2x Walkie Talkie (Bernhard)
• 2x Walkie Talkie (Grischa)
• 2x Walkie Taklie (Andreas)
• 1. Hilfe-Set klein (Bernhard)
• Umlenkrolle klein (Bernhard)
• Haul Bag (Hannes)
• Gri-Gri (Faith)
• Gri-Gri 2 (Janek)
• ID (Johannes)
• ID (Janek)
• 15 Quickdraws (Janek)
• 2x 60m Halbstatikseil (Hannes)
• Petzl hand drill and hammer (Jordan)
- ev. 1. Hilfe Set
- ev. Mini-Traxion
Camping
• 2er-Zelt für Janek und Faith (Janek)
• 4er-Zelt für Anatolij, Alex, Andreas (Alex)
• 3er-Zelt (Hannes)
• 2er-Zelt (jordan)
• 4er Zelt (Daniel)
• 2er Zelt (Marty)
• Abtrockungstuch (Bernhard)
• Müllsäcke (vor Ort)
• kleines Topfset (flach, klein, bisschen größer) (Daniel)
• Primus-Gaskocher (Helmar)
- Gas- oder Benzinkocher für Biwak (Kartuschen gibt es bestimmt im Camping-Laden)
- Pfannen
Persönliches Campingmaterial
• Schlafmatte
• Schlafsack
• ev. Kissen
• Toilettenzeug
• Essteller, Besteck, Becher/Tasse
• ev. Biwaksack
• Sonnencreme
• Kaugummis
• ID oder Pass
• Handy-Ladegerät
• 25m line von Slacklinetools zum Lowlinen (Helmar)
Multimedia
• Netbook mit externer HD um Fotos drauf zu spielen (Bernhard)
• Ixus-Digicam (Bernhard)
• HD-Videokamera (Grischa)
• grosse HD-Videocam (Marty)
• EOS-Spiegelreflex-Kamera (Marty)
• iPod (Bernhard)
• USB2miniUSB-Kabel (Bernhard)
• JBL Soundstation Mit Ladefunktion für MP3 Player, Handys etc.... (Johannes)
• Speaker, not really loud but working (Janek)
• warscheinlich mein laptop und definitive mein camera (jordan)
• Laserentfernungsmesser mit Stativ (johannes)
• GPS Datalogger (Alex)
Highline 1
• 110m Distance Line vernäht (Anatolij)
• 110m Control vernäht (Anatolij)
• Pulley-System (Janek)
Highline 2
• 60m Distance Band vernäht (Anatolij)
• Slackline-Tools 18:1 Rollenflaschenzug komplett mit Eddy und 30m Statikseil. (Helmar)
Highline 3
• 60m Distance Band vernäht (Anatolij)
• Slackline-Tools 18:1 Rollenflaschenzug komplett mit Eddy und 30m Statikseil (Daniel)
Highline Zusatzmaterial
• 10x Flexitube 500kg 1m (Anatolij)
• 2x 15m Control Band (Anatolij)
• 10x Edelstahlschäkel (Anatolij)
• 2x 5m Guide Ratsche (Anatolij)
• Superlink-Ratsche (Anatolij)
• 80m Type-18 webbing (Janek)
• 4x Industrie Rundschlingen (Janek&Faith)
• Armbrust (Johannes)
• 10 Pfeile (Armbrust) (Grischa)
• Angelschnur 100m (Johannes)
• Distanzmessgerät (Hannes)
• Reebschnur 60m 2mm (Johannes)
• Petzl Messer (Bernhard)
• Leash (alle)
• ev. Slacklineschuhe (alle)
• 9x triangle maillons (Janek)
• 5x oval maillons (Janek)
• min. 6x Maillons (Bernhard)
• 2x Linelocker (Anatolij)
• 4x Industrie Rundschlingen (Hannes)
• 4x Industrie Rundschlingen (Janek)
• 4x Slackline-Banana (Faith&Janek)
• 5x Stahlkarabiner (Daniel)
• 4x 0,5m und 4x 1,5m Feuerwehrschlauch (Helmar)
• 2 Stahlringe für die leash (Helmar)
• Feuerwehrschlauchstücke 2x ca. 1.70m. (Grischa)
• 2. Angelschnur
• 2x Gaffa-Tape
• Rolle, um sich über die Highline zu ziehen
• Schraubkettenglieder (Maillon)
• Stahlkarabiner
• 3x 8er oder Ringe
Verankerungen
• Makita Akkubohrhammer (Bernhard)
• 2x 14,4V Li-ion Akkus
• Aufladegerät
• Bosch SDS Bohrer 14mmx250mm
• Rundbürste 18mm
• Schraubschlüssel f. M12
• Latex Handschuhe
• Spachtel
• Bosch Gbh Akkuschlagbohrer (Johannes)
• 2x 36v Bosch Akkus
• Aufladegerät
• 2x SDS 12mm 150mm Bohrer
• 1x SDS 14mm 150mm Bohrer
• Ausbläser gross
• Rundbürsten für 14mm-Löcher
• Schraubschlüssel f. M12
• Petzl Oudoorhammer
• Spachtel
• Latex Handschuhe
• Tüten für den Klebeabfall
• 10X 12/1m A2 Gewindestangen zugesägt und abefeilt = 40x 25cm Stücke (Johannes)
• 10x Fischer u. MKT Injektionsmörtel (Johannes)
• Auspresspistole Hilti passend zu Injektionsmörtel (Johannes)
• 30x Statikischer (Johannes)
• 10x Special Anker 14mm 130mm (Johannes)
• 30x Fixe Laschen 12mm (Johannes)
• 1 SDS 12mm 210mm Bohrer (Grischa)
• gut geeignete Ballpumpe zum Löcher ausblasen mit Verlängerung (Grischa)
• 15 MutternM12 (Johannes)
• 30x Muttern mit Unterlegscheiben M12 (Grischa)
Jeder, der bereits einmal geflogen ist, weiß, dass man als „normaler“ Passagier nur 20 kg Gepäck mitnehmen darf. Mein eigenes Gepäck wog diesmal 97kg .
Fliegen ist für mich bei den nächsten Aktionen gestrichen. Jan Galek, Jordan Tybon und Faith Dickey, die Highline Elite aus den USA trampte von Polen bis eben nach Meteora. Sie mussten so kein Geld für die Fahrt ausgeben, hatten dabei sehr interessante Erfahrungen gemacht und coole Leute kennen gelernt und die 6kg CO2 Abgase, die beim Fliegen entstanden wären, hatten sie auch vermieden.
Die ständigen Telefonate mit der Airline wegen meines Gepäcks haben mich in den letzten Wochen der Vorbereitung viel Nerven gekostet. Beim Einchecken dann natürlich die Frage: “Übergepäck? Haben wir leider nicht im Computer vermerkt! Das macht dann bitte 15€ pro Kilogramm!“ 1100 Euro einfach so? Nach langem Zureden haben wir dann erleichtert nur 200€ gezahlt.
Quasi immer Ärger hat man mit dem Mörtel, den man für das Füllen der Bohrlöcher braucht. Egal, welche Airline man wählt, wird eigentlich häufig irgendetwas davon beschlagnahmt. Der Transport von Mörtel ist im Gepäck erlaubt, deswegen hatte ich extra noch bei der Fluggesellschaft angerufen. Aber am Flughafen wusste niemand Bescheid. Also böse Überraschung beim Öffnen des Gepäck es in Griechenland, die Hälfte des für uns so wichtigen Mörtels muss vom Flughafenpersonal entfernt worden sein, denn es fehlte.
Alltag für Highliner!
Endlich da!
Auf dem Campingplatz Varchos am Fuße der Felsen eröffneten wir unser Basislager.
Nach dieser stressigen Anreise waren wir natürlich alle froh, ein uns wohl bekanntes Gesicht in Meteora zu sehen. Gustl, der Lokalhero, den wir letztes Jahr kennen lernten, war dieses Jahr auch wieder mit von der Partie. Seine Hilfe hat uns bei unserer ersten Reise viel gebracht und dafür gesorgt, dass alles doch noch gut verlief. Da Gustl bereits mehr Touren Solo geklettert ist als ich mit Seil, konnte er uns unglaublich wichtige Informationen über das Klettern
und potenzielle Highline Möglichkeiten geben. Manchmal sagt Gustl über sich selbst, dass er verrückt sei. Jeden Abend die krassen alten Klettergeschichten von ihm zu hören, war
zwar auf Dauer anstrengend, aber meistens verdammt lustig.
Auf den ersten Blick, gibt es in Meteora theroretisch tausende von Möglichkeiten, Highlines zu spannen. Sobald man sich aber mühsam durch Dornengestrüpp zu den Felsen durchgekämpft hatte, schwand meistens die anfangs so starke Euphorie schnell. Die zuvor geschätzte Entfernung von schwierigen 50 Metern stellte sich dann doch wesentlich größer dar, etwa 300 Meter.
Am Vorabend saßen wir häufig gemeinsam am Lagerfeuer und besprachen die Pläne für den nächsten Tag:
• Welches Team arbeitet wo an einem Projekt?
• Wo müssen neue Fixseile verlegt werden?
• Wer organisiert Lebensmittel und Bier?
Gesprochen wurde übrigens fast nur in Englisch. Das machte Sinn, wenn Polen, Deutsche, Schweizer, und Amerikaner miteinander etwas auf die Reihe bringen wollen.
Gleich am zweiten Tag nach unserer Ankunft hatten Grischa, Daniel und ich vor, den “Pixari“ zu besteigen:
Ein Felsen, der aussieht wie ein riesiger Hintern direkt über dem Ort Kastraki.
Ziel war es, diesen Felsen mit Seilen zu versichern.
Nach Ewigkeiten erreichten wir den scheinbar richtigen Gipfel, doch aus dem Plan, die von unten geschätzten 70m abzuseilen und direkt auf dem Felsen, wo wir den „Arsch“ * vermuteten zu landen, wurde leider nichts.
* Die Verschneidung die von unten aussieht wie ein Hinterteil (geplante Highline von einer Backe zur anderen)
Ein Wind, wie wir ihn noch nie erlebt hatten, haute uns im wahrsten Sinne des Wortes von den Beinen. Er war so stark, dass man nichts verstand, selbst wenn man sich gegenseitig ins Ohr schrie. Wir taumelten an der schmalen Gratkante einen Schritt nach vorne und wurden im nächsten Moment wieder drei Schritte nach hinten geschleudert. Das war das einzige Erlebnis, das mir jetzt im Nachhinein ein etwas mulmiges Gefühlt bereitet.
Die 70 Meter zum Abseilen waren dann doch geschätzte 300.
Vom Gipfel aus konnte man natürlich ganz genau sehen, wo wir uns verlaufen hatten. Und die richtige Abzweigung, die uns von unten angrinste, verlief durch ein 500m langes Dornengestrüpp.
Also wieder absteigen und erneut einen Versuch wagen! Jeder von uns war völlig verschwitzt, total dehydriert und einen gewaltigen Sonnenbrand gabs ohnehin.
Nach 3 weiteren Stunden standen wir dann endlich vor dem Einstieg unserer Tour.
Die erste Seillänge stieg Grischa vor, Daniel und ich stiegen am Seil nach. Jetzt waren wir bei diesem berüchtigten „Sachsenband“
angelangt, vor dem uns Gustel so gewarnt hatte. Keinen Meter breit, dafür aber fast 100m hoch, und wer es nicht glaubt natürlich
sächsisch schlecht abgesichert.
Keiner von uns hatte auch nur ansatzweise Lust, das im Vorstieg zu klettern.
Nach ewigen Diskussionen, alternativen Sicherungsvorschlägen (selber Haken zu setzten, umzukehren usw...) hatte ich genug und kroch an das Ende des Absatzes, der fast 15m lang war, wagte dann den entscheidenden Sprung zum Massiv und
landete auf dem Felsen, auf den wir seit 10 Stunden wollten. Der erste Highlinespot war bereit für die erste Highline.
Jedes Team machte jeden Tag ähnliches durch wie wir. Da mussten 12 Seillängen im Dunkeln abgeklettert werden, solo irgendwelche Verbindungsschnüre geborgen und nachts heikle Abstiegsmanöver bewältigt werden.
Dass solche Anstrengungen am Ende mit den geilsten Highlines honoriert wurden, die ich je gelaufen bin, machte alles nur schöner.
Wie sagt man doch so gern: „ Der Weg ist das Ziel.“ Ich glaube, da ist was dran.
Vielen Dank an dieser Stelle an die IG-Klettern, die mich mit Material unterstütze und an Emil Ducke, ohne den wir keine solch beeindruckenden Photos bekommen hätten!